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  • AutorenbildRonnie Hürlimann

Berufliche Veränderung mit 40 – Chancen und Gefahren

Aktualisiert: 1. Feb.

Medizinisch gesehen beginnt die zweite Lebenshälfte zwischen den 40. und 50. Lebensjahr. Zwischen diesen Jahren erleben vor allem viele Männer ihre Midlife Crisis. Es ist die Zeit, in der vieles durch den Kopf braust und man unbewusst spürt, dass die wilden jungen Jahren definitiv den vergangenen Tagen angehören. Es ist auch die Zeit, in der man vermehrt in den Spiegel schaut. Nicht nur um das eine oder andere graue Haar zu entdecken, sondern auch um eine Zwischenbilanz zu ziehen.


Der Blick in den Spiegel


Als ich selber kurz vor meinem 40. Geburtstag an diesem Punkt stand, realisierte ich, dass ich die Mitte meiner beruflichen Karriere erreicht hatte. Diese Erkenntnis löste viele Fragen und auch eine gewisse Besorgnis aus. Denn mir war in den Jahren zuvor noch nie richtig aufgefallen, dass sich meine berufliche Karriere in die falsche Richtung bewegte. Mein Start in den Beruf verlief äusserst erfreulich. Ich war glücklich, erfüllt und hungrig. Hungrig, neues zu erleben und weiterzukommen. Schon früh war ich in führenden Positionen tätig, konnte vieles selber entscheiden und man liess mich vertrauensvoll gewähren.


Zehn Jahre später ging es nicht mehr mit derselben Dynamik weiter. Eigentlich stagnierte meine Laufbahn, ohne dass mir das wirklich bewusst wurde. Ich stand also kurz vor dem 40. Geburtstag vor meinem Spiegel und erkannte, dass das, was ich tat, mich nicht mehr richtig erfüllte. Die logische Konsequenz daraus hätte sein müssen, eine neue Herausforderung in Angriff zu nehmen, um wieder mein altes Feuer zurück zu bekommen. Doch ich liess es sein und machte denselben Fehler, wie ihn die meisten Menschen in diesem Alter machen: Ich bediente mich falscher Glaubenssätze. Sätze, wie

  • nach 40 ist es zu spät für eine neue berufliche Karriere

  • jetzt will dich niemand mehr

  • für eine Selbstständigkeit ist das Risiko zu gross und...

  • ...die Erfolgschancen zu gering

  • Die Sicherheit geht vor (weil man die Familie ernähren und das Haus abzahlen muss)

  • man muss zufrieden sein, mit dem was man hat

  • eigentlich ist ja vieles in Ordnung, so wie es ist

Und damit wären wir bei der ersten Gefahr, die eintritt, wenn eine berufliche Veränderung mit 40 eigentlich angesagt wäre: Falsche Glaubenssätze.

Das Problem ist bereits im Wort selber enthalten: Glaubenssätze sind nichts anderes als Sätze, an die man glaubt. Sie entsprechen nicht der Wirklichkeit. Glaubenssätze sind oft «Man-Sätze», wie zum Beispiel:

  • Nach 40 Jahren hat man in der Berufswelt weniger Chancen

  • Im hohen Alter sollte man sich nur selbstständig machen, wenn man finanzielle Reserven hat

  • Man darf seinen Job nicht aufs Spiel setzen


Berufliche Veränderung mit 40

Dass solche Gedanken schlechte Voraussetzungen sind, um nochmals durchzustarten, liegt auf der Hand. Mit falschen Glaubenssätzen ist die Gefahr gross, an der unzufriedenen Situation festzuhalten, weil keine Alternativen vorzuliegen scheinen. Dieses Verhalten führt jedoch früher oder später zu weiteren Gefahren. So kann die körperliche, aber auch die psychische Gesundheit darunter leiden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder Burn Out, sind nur ein paar Beispiele. Niemand kann über mehrere Monate und Jahre einer Tätigkeit nachgehen, die nicht befriedigt. Erst recht nicht, wenn die Tätigkeit auch noch viel Energie frisst.


Es ist wie bei den Blumen: Wenn sie für längere Zeit keine Sonne bekommen, gehen sie ein ­– die einen Blumen früher, die anderen etwas später. Auch wir Menschen brauchen die Sonne in Form von Glücksmomenten im Alltag. Eine depressive Erschöpfung habe ich übrigens am eigenen Leib erfahren. Eine Erfahrung, die ich niemandem wünsche.


Zur angeschlagenen Gesundheit gesellt sich aber noch eine weitere Gefahr, nämlich die einer drohenden Kündigung, Vielleicht wird man sich an dieser Stelle fragen, was das jetzt mit dem Problem der Job-Unzufriedenheit zu tun hat, doch eigentlich ist es logisch: Das eine führt zum anderen. Ein Beispiel in vier Phasen:

Phase 1 Man ist der «Hero» in seinem Job. Man bringt sich ein, hat Ideen, bringt Top-Resultate und wird abgefeiert.

Phase 2

Die Situation verändert sich: Das Umfeld ist nicht mehr so stimmig. Neue Vorgesetze haben andere Ansichten für den Geschäftserfolg, lassen einem weniger Freiheiten, bestimmen die Richtung, ohne die Meinungen anderer anhören zu wollen. Der «Hero»-Status schmilzt kontinuierlich.

Phase 3 Die Situation dauert an, man verliert die Motivation, bringt die Ziele zwar noch knapp hin, hat aber nicht mehr das Feuer wie in Phase 1. Man fängt an zu kritisieren und zu nörgeln, die ursprüngliche Dynamik ist nur noch selten spürbar.

Phase 4 Nachdem man schon mehrere Jahre in diesem unbefriedigenden Zustand verbracht hat, kommt die Zeit der Resignation. Eventuell steigt die Fehlerquote oder es sind die Ziele, die man nicht mehr vollumfänglich erreicht. Man fühlt sich dem Unternehmen zwar noch moralisch verpflichtet – mehr einbringen will und kann man sich aber nicht mehr.

Jetzt ist es soweit: In der Reorganisation entscheidet das Unternehmen, sich von diesem Mitarbeiter zu trennen. Die Gründe liegen in der Wahrnehmung der Vorgesetzten: Man hat in den letzten Jahren stark abgegeben und man kommt nicht mehr mit der Entwicklung der Arbeitswelt klar, was sich in den Resultaten und in der Motivation schon länger bemerkbar gemacht hat.

Berufliche Veränderung mit 40: Drei relevante Chancen


Wenn man nicht handelt, handelt eines Tages die Gegenseite. Jeder, der mit 40 in den Spiegel schaut und bemerkt, dass er beruflich unzufrieden ist, sollte diesen Satz vor Augen halten.

Wenn wir von den Gefahren einer beruflichen Veränderung mit 40 oder danach sprechen, sind Glaubenssätze somit die einzige echte Gefahr. Scheitern, auf das falsche Pferd zu setzen (beispielsweise eine ungeeignete neue Anstellung annehmen) oder zu wenig nötige Kompetenzen zu haben, sind keine echten Gefahren, sondern Umstände. Sie lassen sich mit der richtigen Vorbereitung für das Projekt «berufliche Veränderung» lösen oder umgehen. Wer den richtigen Plan für einen neuen Job (oder gar die eigene Selbstständigkeit) entwickelt, sieht auch alle Eventualitäten und hat darauf die richtigen Antworten und Lösungen parat.



Beruflicher Neuanfang: Nochmal durchstarten.

Wie sieht es also mit den Chancen aus? Drei relevante Tatsachen:

1. Erfahrung ist Gold wert

Mit 40, 45 oder 50 hat man Erfahrung! Warum ist man sich dieser entscheidenden Chance nicht bewusst, warum vertraut man nicht darauf? Erfahrung ist nun einfach mal etwas, das ein 30- Jähriger noch nicht haben kann, so gebildet und tüchtig wie er auch sein mag.

Erfahrung hat viele Pluspunkte:

  • Erfahrung bedeutet Macht und ist damit wertvoll für jedes Unternehmen

  • Erfahrung führt zu schnelleren und besseren Lösungen, wenn schwierige Situationen auftreten

  • Erfahrung verleiht Standfestigkeit, vor allem im Fall von Krisen

  • Erfahrung führt zu überlegten Entscheiden (oft aus gemachten Fehlern in der Vergangenheit)

  • Erfahrung verleiht besseres Urteilsvermögen in wichtigen Entscheidungen

Natürlich setzt dies alles voraus, dass man sich mit seinen Kompetenzen und seinen Werten auseinandersetzt, ihnen vertraut und vollumfänglich auf sie baut. Dies führt letzten Endes zu einem gesunden Selbstwertvertrauen – der Schlüssel für ein entschlossenes Handeln.

2. Rundum zufriedenes Leben

Unzufriedenheit im Job färbt auch auf andere Bereiche des Alltags ab. Je länger diese Unzufriedenheit andauert, desto schlimmer. Umgekehrt wirkt sich ein glücklicher Berufsalltag auf das gesamte Tun aus. So ist man beispielsweise ein besserer Ehepartner, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter für seine Kinder. Diese Zufriedenheit strahlt man aber nicht nur aus, sondern man überträgt sie auch auf sein Umfeld. Ein rundum zufriedenes Leben – möchte das letztendlich nicht jeder von uns?


3. Älter werden ist kein Thema

Wer sich mit seinem Leben, Wünschen und Zielen auch nach der Lebensmitte aktiv auseinandersetzt, hat niemals ein «Altersproblem». Man achte darauf im eigenen Umfeld. Da fallen einem auf der einen Seite diejenigen Personen auf, die mit sich und dem Leben vollumfänglich zufrieden sind. Solche Menschen reden positiv und handeln danach. Geraten sie in einen unbefriedigenden Zustand, wollen sie die Sache gelöst haben, um wieder in den Ursprungszustand zu kommen. Diese Menschen wirken jung und dynamisch, selbst wenn sie ihren 50. Geburtstag bereits hinter sich haben. Diese Menschen sind lösungsorientierte Macher-Typen nicht nur im Beruf, sondern in ihrem gesamten Dasein. Niemals wird man solche Typen klagen hören, dass sie nicht mehr 30 sind und früher alles besser war. Wenn sie über das Älterwerden reden, dann stets mit Zuversicht, Lebenskraft und vielleicht auch mal mit etwas Selbstironie.

Umgekehrt gibt es Leute, die wirken mit 40 ganze 10 Jahre älter. Gemeint sind hier jene Leute, die älter aussehen, weil sie sich auch älter fühlen. Sie haben eine tendenziell negative Geisteshaltung, beklagen sich oft und sehen in ihrer Welt fast nur Probleme, statt Lösungen. Diese Leute haben oft eine gebeugte Körperhaltung und bewegen sich auch entsprechend.

Das Grosse und Ganze


Zusammenfassend kann gesagt werden: Für eine berufliche Veränderung mit 40 braucht es den Blick auf das grosse Ganze. Dabei sind diese beiden Fragen unumgänglich:

  • Will ich (wieder) glücklich sein, für mich selbst und für mein Umfeld?

  • Will ich meinen Chancen vertrauen oder lieber im unbefriedigenden Zustand verharren?

Ganz zuletzt ist es also eine grundsätzliche Entscheidung, für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. Vertraut man dabei seinen Chancen (noch) nicht, so gilt es dies zu lösten – im Alleingang oder mittels Unterstützung, beispielsweise mit Hilfe meines Sichtwechsel-Programms.

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